Streuobstwiesen – Biotope mit Bedacht pflegen

 

In den Limeshainer Ortsteilen Hainchen und Himbach, aber auch vereinzelt noch in Rommelhausen gibt es viele Streuobstwiesen. So langsam öffnen sich nun im April die Blüten. Die Natur erwacht, die Vögel zwitschern, die Insekten summen und brummen. Streuobstwiesen sind Lebensraum für eine Vielzahl von Vogelarten. Einige davon sind sogenannte Höhlenbrüter. Gartenrotschwanz, Steinkauz, Grün-, Grau- und Mittelspecht gehören dazu. Neben vielen anderen Arten kann man diese in Limeshain beobachten, wenn man mit offenen Augen auf den Wegen entlang der Streuobstwiesen unterwegs ist. „2020 wurden bei einer Überprüfung der Steinkauzröhren auf den Obstwiesen in Himbach insgesamt fünf Jungvögel beringt. In einer Brutröhre befand sind ein bereits beringter Altvogel. Bei zwei Bruten befanden sich noch die Eier als Gelege in der Röhre“, erzählt Egon Siebert, Vorstandsmitglied der NABU-Gruppe Limeshain. 

 

Mit Sorge im Sinne des Naturschutzes beobachten wir, wie die Streuobstwiesen in Limeshain in der letzten Zeit immer aufgeräumter werden und sogar jetzt während der Brut- und Setzzeit Bäume massiv zurückgeschnitten werden. Ob sich die Steinkäuze und auch die anderen Vögel in derart aufgeräumtem Lebensraum noch weiterhin wohlfühlen, wird sich zeigen. Alles muss „ordentlich und aufgeräumt“ sein. So auch die Streuobstwiesen. Man entfernt überall wertvollen und wichtigen Naturraum und sät andernorts Blühstreifen aus, statt natürlich gewachsene Lebensräume, kleine Biotope, die im Sinne des Naturschutzes viel wertvoller sind, einfach einmal „unaufgeräumt“ zu lassen.

 

Denn für ihre Brut benötigen die Höhlenbrüter Baumhöhlen alter hochstämmiger Bäume. Die Spechte zimmern ihre Höhlen selbst. Hier bevorzugen sie totes, morsches Holz, das sie in alten Bäumen, die man als Habitat-Bäume unbedingt stehen lassen sollte, finden. Andere Arten ziehen dann in die verlassenen Höhlen der Spechte ein. Auch durch Fäulnisprozesse können Baumhöhlen entstehen, zum Beispiel wenn ein Ast abgebrochen ist und die Feuchtigkeit ins Holz eindringt. Diese sind aber nicht so beliebt bei den Vögeln, da sie nicht so geräumig und trocken sind wie die von Spechten angefertigten Höhlen. Etwa fünf bis zehn Prozent aller abgängigen Bäume reichen aus, damit Höhlenbrüter genug Wohnraum auf der Streuobstwiese finden.

 

Damit genügend Habitat-Bäume auf der Wiese zur Verfügung stehen, sollte die Altersstruktur der Obstbäume ausgeglichen sein. Hierbei sollte der größte Anteil (etwa 75 bis 80 Prozent) der Streuobstbäume im ertragsfähigen Alter sein, ein kleiner Anteil von rund 15 Prozent noch jung und fünf bis zehn Prozent alt. Wenn die alten Obstbäume absterben, müssen regelmäßig neue nachgepflanzt werden, ohne aber die alten Bäume komplett von der Wiese zu entfernen.

 

Außer den Baumhöhlen brauchen die Vögel auf der Streuobstwiese aber auch Totholz, um sich wirklich wohlzufühlen. Im Totholz leben Insekten, welche die Vögel als Nahrung nutzen. Daher ist es nötig, beim Baumschnitt immer einen Teil der abgestorbenen Äste in der Krone zu belassen. Unter der groben Rinde lebt eine Vielzahl von Insekten, die die Vögel als Nahrung nutzen. In Hecken und Gebüschen, in Mauerritzen oder in Holzhaufen auf und in der Umgebung der Streuobstwiese versteckt sich ein kleines Schlaraffenland an Käfern, Raupen und anderen Krabbeltieren für die Vögel. Deswegen darf auch der Totholzhaufen auf keiner Streuobstwiese fehlen. Wer die geschnittenen Äste und Zweige auf seiner Wiese als Totholzhaufen oder Benjeshecke anlegt, hat noch dazu den praktischen Vorteil, dass er sich um die „Entsorgung“ des Schnittgutes keine Gedanken mehr machen muss. Das Schnittgut an Ort und Stelle zu verbrennen, ist leider heute noch vielerorts üblich. Auch diese Variante der Entsorgung sollte man unbedingt überdenken, denn hierbei wird das in vielerlei Hinsicht wertvolle Holz einfach nur achtlos vernichtet.

 

Auch die Wiesenpflege ist für die Vögel von Bedeutung. Genügend Insekten zum Jagen gibt es, wo blütenreiche Wiesen wachsen. Daher sind Streuobstwiesen unbedingt extensiv zu bewirtschaften. Das heißt, es sollte nur zweimal im Jahr gemäht werden, sodass sich die Wiesenpflanzen entwickeln und blühen können. Zu bevorzugen ist hier eine angepasste Streifenmahd. Hierbei wird nicht gleich alles abgemäht, sondern Blühstreifen stehen gelassen. Dadurch finden Insekten das ganze Jahr über Nektar auf der Streuobstwiese und die Vögel freuen sich über das üppige Nahrungsangebot. Von einem erhöhten Punkt aus im niedrigen oder unregelmäßig hohen Gras des Unterwuchses erspähen sie Schmetterlinge, Käfer und Wanzen. Ameisenpuppen sind die Leibspeise von Grau- und Grünspecht. Da die auf altbewährte Art bewirtschafteten Streuobstwiesen aber immer weniger werden, finden auch die in ihnen lebenden Vogelarten immer weniger Lebensraum.

 

 

Streuobstwiesen-Besitzer sollten bei der Pflege ihrer Wiesen unbedingt dieses Wissen im Hinterkopf behalten, damit die Natur in Limeshain auch zukünftig noch eine wirkliche Chance hat – weniger ist oft mehr, das gilt auch beim „Aufräumen“ der Natur.

Streuobstwiesen in Himbach mit Steinkauzröhre und natürlichen Baumhöhlen

@MonikaDitter